Am gestrigen Tag des Flüchtlings, der in diesem Jahr im Rahmen der interkulturellen Woche im Oktober, stattfand, hatte unser Ortsvereinsmitglied Florian Sauer die Möglichkeit, der Caritas-Flüchtlingsberaterin Lydia Gröbner bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen.
Jeden Freitag steht Lydia Gröbner im Frammersbacher Rathaus für "Ihre Flüchtlinge" - wie sie sagt - zur Sprechstunde bereit. Die Themen- und Problemvielfalt ist enorm (siehe Bericht im Main-Echo vom 02.10.2015 "Flüchtlingsberater am Limit"), doch eine Angelegenheit, die schon längst hätte vereinfacht werden können, taucht in nahezu jedem Gespräch auf: der Gang zum Arzt.
Dieser ist ohne einen Krankenschein derzeit nicht möglich. Bevor die Flüchtlinge also zum Arzt gehen können, muss die Flüchtlingsberaterin beim Sozialamt des Landkreises Main-Spessart solch einen beantragen. Nach Ausstellung des Krankenscheins übergibt die Flüchtlingsberaterin diesen dann direkt an den Patienten oder leitet ihn an den entsprechenden zu behandelnden Arzt weiter.
Mein Eindruck: Ein großer bürokratischer und organisatorischer Aufwand, der ohne die Flüchtlingsberater wohl kaum zu bewältigen ist. Zwar gelten die Krankenscheine für ein ganzes Quartal, doch sind häufig Folgetermine beim Facharzt notwendig. Hierfür sind wiederum Extrascheine nötig, wobei neben dem Sozialamt dann auch noch das Gesundheitsamt mitentscheidet, ob ein Schein ausgestellt wird. Hinzu kommt, dass die Flüchtlinge in ihrer Mobilität und Kommunikation doch sehr eingeschränkt sind. Entsprechend würde sich der Arbeitsaufwand für die MitarbeiterInnen im Sozialamt des Kreises Main-Spessart in Karlstadt mit Sicherheit deutlich erhöhen, müssten sich die Flüchtlinge selbst um ihre Krankenscheine bemühen und hätten nicht die FlüchtlingsberaterInnen an ihrer Seite.
Mit einer Gesundheitskarte für Flüchtlinge, wie sie die SPD schon seit langem fordert, wäre vieles einfacher. Zumal es in der Regel so ist, dass die Anträge für einen Krankenschein sowieso bewilligt werden. Und auch eine Leistungsausweitung, wie von der CSU immer wieder behauptet, wird es nicht geben. Stattdessen bleibt es bei den Leistungen nach Asylbewerberleistungsgesetz wie Bundesminister de Maiziere zuletzt auf Nachfrage noch einmal klargestellt hat. Es spricht also alles für eine Gesundheitskarte für Flüchtlinge. Dafür, dass diese auch in Bayern bald Realität wird, werden wir uns weiterhin einsetzen.
BR-Beitrag zur Medizinischen Hilfe in einer Notunterkunft in Erlangen - die einhellige Einschätzung der Ärzteschaft: die bayerische Staatsregierung hat überhaupt kein Konzept zur hausärztlichen, kinderärztlichen und traumatherapeutischen Versorgung der Flüchtlinge.